Vom 14. bis 26. April 2025 reiste eine Delegation von 20 hochrangigen Judoka aus dem gesamten Bundesgebiet nach Tokio, Japan – das Mutterland unseres geliebten Judosports. Alle Teilnehmer waren erfahrene Kata-Spezialisten: Männer ab dem 4. Dan und Frauen ab dem 2. Dan. Ziel der Reise war der legendäre Kodokan, die erste und wichtigste Judoschule, die 1882 von Jigoro Kano gegründet wurde.
In intensiven Trainingseinheiten vertieften wir unser Wissen in vier bedeutenden Kata des Kodokan. Für jede Kata standen jeweils drei zweistündige Unterrichtseinheiten auf dem Programm, ergänzt durch freies Kata-Training, Wettkampf- und Breitensporteinheiten. Die Trainings wurden von hochdekorierten Sensei geleitet:
- 16.–17. April: Katame-no-Kata mit Yoshihisa Doba (8. Dan)
- 17.–18. April: Ju-no-Kata mit Sumiko Akiyama und Motonari Sameshina (8. Dan)
- 21.–22. April: Kime-no-Kata mit Tokuso Nambo (8. Dan)
- 22.–23. April: Kodokan Goshin Jutsu mit Shuji Oshima (7. Dan)
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch am 19. April in der amerikanischen Botschaft. Dort wurden wir von Lance Gatling empfangen, einem amerikanischen Judomeister in Japan. Nach einem inspirierenden Training hielt er einen packenden Vortrag über die Entstehung des Judo und die Geschichte des Kodokan.
Ein unvergesslicher Moment war zudem die Begegnung mit Shiro Yamamoto (9. Dan), der mit seinen 91 Jahren immer noch aktiv auf der Judomatte steht. Zwei Teilnehmer unserer Gruppe präsentierten ihm die Koshiki-no-Kata, Yamamotos Lieblingskata. Danach folgte eine ausführliche Diskussion über die feinen technischen Details dieser historischen Kata.
Auch kulturell bot die Reise ein abwechslungsreiches Programm:
- 15. April: Besuch des lebhaften Marktes von Asakusa mit seiner berühmten Senso-ji Tempelanlage.
- 20. April: Eine von mir, Björn Triebener, organisierte Exkursion nach Nikkō – ehemalige Sommerresidenz des Kaisers, Heimat des prachtvollen Toshogu-Schreins, der drei Affen (nicht sehen, nicht hören, nicht reden), der Kegon-Wasserfälle und des ehrwürdigen Rinno-ji-Tempels.
- 21. April: Fröhlicher Karaoke-Abend – ein echtes Muss bei einer Japanreise!
- 22. April: Nach dem Training besuchten wir den blühenden Ueno-Park.
- 23. April: Entspannung pur im traditionellen Onsen – ein heißes japanisches Dampfbad mit Sauna, ideal zur Regeneration der müden Muskeln.
- 24. April: Fahrt mit dem Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) nach Kyoto. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h dauerte die 500 km lange Strecke nur zwei Stunden und 10 Minuten. Dort besichtigten wir die beeindruckende Nijō-jō-Festung und spazierten durch das berühmte Geisha-Viertel.
Persönliches Fazit
Die Reise war in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. Ich konnte meine Kenntnisse in der Katame-no-Kata und Ju-no-Kata erheblich vertiefen und erste praktische Erfahrungen in der Kime-no-Kata sowie im Kodokan Goshin Jutsu sammeln. Besonders eindrucksvoll war es, die Werte des Judo und andere Tugendenten–Respekt, Höflichkeit, Selbstbeherrschung, Wertschätzung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Ernsthaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Disziplin und Bescheidenheit – in ihrer Ursprünglichkeit und Alltäglichkeit in Japan zu erleben.
Diese Reise hat meine Liebe zum Judo und zur japanischen Kultur weiter vertieft – und es steht für mich außer Frage: Es wird nicht mein letzter Besuch in Japan gewesen sein!
Organisiert wurde diese wunderbare Reise von Michael Hoffmann und Astrid Machulik, denen unser großer Dank gilt.
Trainingsgruppe für die Ju-no-kata mit Motonari Sameshina (8. Dan)
Trainingsgruppe für die Kime-no-kata mit Tokuso Nambo (8. Dan)
Garten des Kaiserpalastes in Nikko: